Der Globale Klimawandel hat bereits begonnen. Germanwatch bezieht Stellung zum Film "The Day After Tomorrow"


 
 

>> Dowload als PDF-Datei [120KB]

Am 27./28. Mai wird weltweit der Twentieth Century Fox Action-Film "The Day After Tomorrow" von Regisseur Roland Emmerich in die Kinos kommen. Unmittelbar vor der Weltkonferenz für Erneuerbare Energien (Renewables 2004) in Bonn Anfang Juni. Schon jetzt ist die Aufmerksamkeit für diese Hollywood-Produktion, aber auch für die dahinter stehende Bedrohung sehr groß, wie die vielen Vorberichte und Interviews in Europa, aber auch in Nordamerika zeigen.

Wird dieser 125 Mio US$ teure Film emotional das erreichen können, was weltweit die Klimakonferenzen, die vielen Wissenschaftler und Klimaschützer durch ihre Erkenntnisse und Warnungen bisher nicht vermocht haben? Vor allem in den USA, die sich bislang dem Kyoto-Protokoll verweigern und wo die Bush-Administration zunächst NASA-Experten verboten hat, sich zu den Hintergründen dieses Katastrophen-Thrillers zu äußern?

Zum Film

Der Inhalt: Eine verheerende Katastrophe als Konsequenz des globalen Klimawandels begräbt die Nordhalbkugel innerhalb von 96 Stunden unter einer Eisdecke (vgl. Homepage des Films: www.thedayaftertomorrow.com).

Der Film arbeitet als Action-Film für ein Massenpublikum bewusst mit Dramatisierungen und Überzeichnungen. Die Sehgewohnheiten eines Mainstream-Publikums sollen bedient werden. Die Extremereignisse spielen in zwei Zentren der USA (New York und Los Angeles), um offensichtlich gerade dort - im Land der Klima-Gleichgültigkeit und des "Weiter so wie bisher" - besonders aufzurütteln.

Keine Frage. Bei diesem Film handelt es sich nicht um Science, sondern um Science Fiction. Aber wie bei jeder guten Science Fiction liegt auch diesem Film ein harter Kern realer Fakten zugrunde. Die Chance des Films liegt darin, dass seine starken Bilder zum Ausgangspunkt einer ernsthaften Diskussion über die dramatischen, oft aber schleichenden Konsequenzen des globalen Klimawandels werden können.

Es ist bezeichnend, wenn der Regisseur Roland Emmerich darüber berichtet, dass die Fakten zum globalen Klimawandel, mit denen er sich ausgiebig auseinander gesetzt hat, auch Konsequenzen für seinen Lebensstil hatten. Ein Ergebnis war auch, dass die Emissionen der Filmerstellung durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten ausgeglichen werden.

Schon im Vorfeld des offiziellen Kinostarts wurde vielen unabhängigen Klimaexperten die Möglichkeit gegeben, den Film anzusehen, um in der Öffentlichkeit zur Fiktion des Films und den harten Fakten dahinter Stellung beziehen zu können.

Die Grundfragen

  • Gibt es tatsächlich einen globalen Klimawandel?
  • Kann es in absehbarer Zukunft solch gigantische Katastrophen aufgrund des Klimawandels wirklich geben?
  • Ist der Mensch durch sein Verhalten wesentlich dafür verantwortlich, dass es zu diesen Klimagefahren kommt?
  • Muss man schicksalhaft hinnehmen, dass diese Katastrophen in Zukunft verstärkt auftreten werden?
Klimafakten

(1) Wir sehen   h e u t e   bereits die ersten Anzeichen des Klimawandels. Seit dem Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert ist die Konzentration von Kohlendioxid (CO2), dem wichtigsten der vom Menschen freigesetzten Treibhausgase, um etwa 37 Prozent gestiegen. Die mittlere Jahrestemperatur steigt stetig an - die Klimaforscher schätzen, dass sie in diesem Jahrhundert um 1,5 bis 6 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau steigen wird. Spätestens wenn der Temperaturanstieg höher als 2 Grad Celsius liegt, ist mit existenziellen Konsequenzen für viele Millionen von Menschen zu rechnen. Der Meeresspiegel wird bis 2100 um 10 bis 90 cm steigen. Welche genauen Auswirkungen das auf welche Region der Welt hat, wissen wir noch nicht genau zu sagen. Falls der Golfstrom tatsächlich abknicken sollte, was einige Forscher bei einem ungebremsten Anstieg des Treibhausgasausstoßes sogar noch vor Ende dieses Jahrhunderts für möglich halten, könnten in Europa Kältewerte wie in Labrador zur Normalität werden.

(2) In Zukunft wird es - so das Wissenschaftlergremium mit der weltweit höchsten wissenschaftlichen Autorität, der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gestützt auf Modellrechnungen und immer mehr Indizien - einerseits immer mehr schleichende Konsequenzen wie Meeresspiegelanstieg oder Wüstenausdehnung, andererseits mehr und heftigere Wetterextreme mit zum Teil katastrophalen Konsequenzen geben. Auch bei uns nehmen die Indizien für den Klimawandel - Jahrhundertfluten wie an der Elbe oder der Saharasommer wie im vergangenen Jahr - zu. Die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern sind schon heute besonders betroffen. Sie leben zum großen Teil von der Landwirtschaft, die sich fast überall auf neue Wetterbedingungen umstellen muss; und sie haben nicht das Geld, um notwendige milliardenschwere neue Deich- oder Bewässerungsanlagen zu finanzieren.

(3) Der Mensch hat in den letzten 200 Jahren, aber vor allem in den letzten 40 Jahren, immer mehr Kohlendioxid durch die Nutzung von Kohle, Öl und Gas sowie andere Treibhausgase freigesetzt. Inzwischen gibt es einen breiten Konsens in der Wissenschaft, dass der Mensch die Hauptverantwortung für den schon bisher beobachteten Temperaturanstieg trägt. Ob natürliche Fluktuationen diesen Trend derzeit verstärken oder ihm entgegenwirken und damit einen Teil des menschgemachten Klimawandels verdecken, ist offen. Der steigende Energiebedarf insbesondere auch in Schwellenländern wie China und Indien wird zu einer Verschärfung der Probleme führen. Es ist mehr als verständlich, wenn diese Menschen dem Vorbild der Industrieländer folgen und ihren derzeit noch sehr niedrigen Pro-Kopf-Verbrauch steigern. Es wäre absurd, wenn wir diese Regionen davon abhalten wollen, unsere Fehler nachzuahmen, ohne unser eigenes Verhalten zu korrigieren. Doch seit dem Aussteigen der USA aus dem Kyoto-Prozess fangen immer mehr Industrieländer an, in ihrem Klimaengagement zu erlahmen. Gerade jüngst hat die deutsche Regierung die Klimaschutzziele für die deutsche Industrie deutlich reduziert. Kann es so für die Länder des Südens einen Anreiz geben, ihren Energiehunger weniger klimaschädigend zu stillen als Nordamerika oder die EU dies heute immer noch tun?

(4) Auch wenn wir die durch unsere Wirtschaftsweise und unseren Lebensstil bereits verursachten CO2-Emissionen nicht rückgängig machen können: wir können für die Zukunft etwas tun. Etwa die Hälfte der wissenschaftlichen Unsicherheit, ob wir 1,5 oder 6 Grad Celsius Temperaturerhöhung in diesem Jahrhundert erleben, ist durch die offene Frage bedingt, wie energie- und kohlenstoffeffizient wir unsere Wirtschaft und Lebensweise entwickeln. Durch unser Handeln entscheidet es sich, ob in diesem Jahrhundert Millionen oder Milliarden Menschen existenziell vom globalen Klimawandel betroffen sind. Wenn wir weiter massiv auf Kohle, Öl und Gas setzen, werden zum Teil noch wir, aber vor allem die nachfolgenden Generationen dies im wahrsten Sinne des Wortes auszubaden haben.

Was können wir tun?

Energieeffizienz und Erneuerbare Energien sind das Gebot der Stunde. Darum hätte der Start des Films auch nicht besser liegen können, als gerade vor der Internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien (Renewables 2004) in Bonn.

Aber auch unser Mobilitäts- und Freizeitverhalten ist nicht unbedeutsam: das Auto und immer mehr das Flugzeug sind wesentliche Teile des Problems. Der und die Einzelne können durch ihr klimabewusstes Kaufverhalten aber auch die Formen ihrer Geldanlagen energiesparenden Produkten und Erneuerbaren Energieträgern zum Durchbruch verhelfen.

Auch die Wirtschaft kann Zeichen für oder gegen den Klimaschutz setzen. Ein Unternehmen ohne geeignetes Klima-Management verschläft die Zukunft. Längst bedeuten Klimaschäden und -regulierungen auch geschäftliche Risiken. Andererseits ist es erschreckend zu sehen, wie viele Unternehmen die wirtschaftlichen Chancen verstreichen lassen, die darin liegen, unserer (Welt-) Gesellschaft eine klimabewusste Zukunft zu ermöglichen.

Aber gerade auch von den von uns gewählten Vertreter(innen) der Politik erwarten wir, dass sie weit entschiedener handeln. Wir drängen sie, dass sie über die vier Jahre einer Legislaturperiode hinaus denken ...

Ihr Klimateam von Germanwatch
 

Links zum Film:


>> Weitere Germanwatch-Infos zum Thema Klima