Autor: Martin Hofstetter
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Kurzzusammenfassung
Milch und Milchprodukte sind nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt von großer Bedeutung für die Ernährungslage der Bevölkerung. Insgesamt werden jährlich über eine halbe Mrd. Tonnen Milch erzeugt.
Am stärksten nimmt die Milcherzeugung auf dem indischen Kontinent und in China zu. Die Erzeugung liegt dort fast ausschließlich in kleinbäuerlichen Strukturen mit wenigen Tieren. Auch in Südamerika bestehen große kostengünstige Produktionspotentiale für die Milcherzeugung.
Der transnationalen Handel mit Milchprodukten (vorwiegend Butter, Milchpulver, Käse) macht ca. 7% der erzeugten Gesamtmilchmenge aus. Dominiert wird der Welthandel von wenigen Industrieländern (EU, Neuseeland, Australien, USA).
Für viele europäische Bauernhöfe ist die Milcherzeugung die wichtigste Einnahmequelle. Die Erzeugungsstrukturen sind relativ klein. Für die Grünlandnutzung gibt es oft keine wirtschaftliche Alternative.
Der Milchmarkt der EU ist weitgehend reglementiert. Nach Außen besteht quasi ein vollständiger Schutz. Über die Quotenregelung wird die in Europa erzeugte Milchmenge reguliert. Dennoch wird in der EU 10% mehr Milch erzeugt als verbraucht.
Die Erzeugungskosten sind in der EU im Schnitt deutlich höher als in vielen anderen Erzeugungsländern. Um ihre teuer erzeugten Überschüsse dennoch absetzen zu können, zahlt die EU Erstattungen von jährlich 1-2 Mrd. Euro an die Exportunternehmen.
Mit den Beschlüssen der aktuellen Agrarreform wird in der EU die Milchmenge ausgedehnt, Interventionspreise und -menge gesenkt. Für die Preisbildung verliert die bisherige Marktordnung an Bedeutung. Die Milchpreise werden zukünftig stärker schwanken. Der wirtschaftliche Druck auf die Milcherzeuger wird vermutlich zunehmen.
Notwendig wäre eine Reform der EU-Milchmarktordnung,
- die Erzeugung und Verbrauch in der EU in Einklang bringt (Quotenkürzung),
- die das Dumping von Überschüssen auf dem Weltmarkt verhindert (Abschaffung von Exportsubventionen),
- die den Milchpreis auf ein mittleres Niveau hebt, mit dem die durchschnittlichen Vollkosten gedeckt werden (über flexibles Mengensteuerungsinstrument),
- die grünlandbetonte und artgerechte Milcherzeugung stärkt (Bindung von Transferzahlungen an entsprechende Kriterien).
Weitere Infos:
- Statement von Bernd Voß (AbL) [PDF, 50KB]
- Statement von Sarah Kahnert (Germanwatch) [PDF, 50KB]
- Pressemitteilung: EU-Überschussproduktion bedroht Milchbauern in Nord und Süd