Dokumentation der Dialogveranstaltung II in Bonn am 25. Januar 2006 >> Download als PDF-Datei [1 MB] Empfehlung für Download und Ausdruck: | ![]() Manuel Gottschick, Uni Hamburg (l.) und Henry Richard Kimera, Consumer Education Trust Uganda (r.) |
Vorwort
Zu dem Thema: "Die Reform der europäischen Zuckermarktordnung: Zuckerschwemme in die Europäische Union oder Entwicklungsperspektive für AKP und LDCs?" hat am 25. Januar in Bonn eine Dialogveranstaltung im Rahmen des Germanwatch-Zuckerdialogprojekts stattgefunden. Vertreter der Zuckerwirtschaft, der Wissenschaft sowie der Entwicklungspolitik diskutierten zusammen mit Henry Richard Kimera vom Consumer Education Trust Uganda über die Auswirkungen der Reform in den AKP- Staaten und in den LDCs sowie in der Europäischen Union.
Dieter Langendorf von der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker kam dabei zu dem Schluss, dass es sich für die LDCs in Zukunft weiterhin anbieten werde, Rohzucker zu exportieren und somit auf vorhandene Raffinationskapazitäten in Europa zurückzugreifen. Weitergehend betonte er die Wichtigkeit der Nahrungsmittelselbstversorgung, sowie die Herstellung von solchen Produkte in den betroffenen Ländern, die sie auf Dauer unabhängig von Präferenzen Dritter machen. Abschließend führte er zudem die Wichtigkeit der Verhinderung von Dreiecksgeschäften durch die EU aus. Diese kämen nur wenigen Händlern vor Ort zugute, brächten somit nur geringe entwicklungspolitische Effekte mit sich und müssten u.a. durch eine enge und vertrauensvolle Kooperation mit den Behörden vor Ort sowie einer exakten Beobachtung der Ein- und Ausfuhren dieser Länder unterbunden werden.
Klaus Frohberg vom Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn ging in seinem Vortrag auf die weltweit wichtigsten Erzeuger von Zuckerrohr ein und diskutierte anschließend mögliche Effekte der sich ändernden Rahmenbedingungen im Zuckersektor.
Sehr anschaulich erläuterte Henry Richard Kimera die Ergebnisse einer von ihm durchgeführten Studie, die sich direkt an Kleinbauern in Ostafrika gewendet hatte, um Auswirkungen von Veränderungen im Zuckersektor aus ihrer Perspektive darzustellen. Herr Kimera betonte dabei die Wichtigkeit, im Norden ein Bewußtsein für die Bedürfnisse der Menschen im Süden zu schaffen.
Nachdem Manuel Gottschick als Mitveranstalter in seinem einführenden Vortrag das unzureichende Wissen über die Auswirkungen der beschlossenen Reform in den am wenigsten entwickelten Ländern anhand verschiedener Studien, die zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen waren, verdeutlichen konnte, präsentierte er im zweiten Teil der Veranstaltung die Möglichkeit, mit Hilfe verschiedener Szenarien ein Modell zur besseren Einschätzung der Entwicklung der LDC-Zuckerproduktion, der LDC-Importe in die EU sowohl der Wohlfahrtsentwicklung in den LDCs selber zu entwickeln.
Im Laufe der sich daran anschließenden lebhaften Diskussion einigten sich die Teilnehmer auf eine neue Ausrichtung der für die Zukunft geplanten Workshops. Im Mittelpunkt soll hierbei eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Zucker im Rahmen der Verhandlungen über die europäischen Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) zwischen den AKP-Staaten und der Europäischen Kommission stehen. Die weitere Vorgehensweise im Zuckerprojekt ist somit vielversprechend festgelegt.
Unser Anliegen, einen Dialog mit den Akteuren zu führen und dabei auf die Betroffenheit der AKP und LDC hinzuweisen, wird durch diese Veranstaltung bei weitem übertroffen. Mit der Festlegung auf EPAs als Thema für die Weiterarbeit, wird deutlich, dass der Wunsch nach politischen Handlungsoptionen auch nach Verabschiedung der EU-Zuckermarktordnung vorhanden ist.
Ziel des gesamten Dialogprozesses ist die gemeinsame Erarbeitung einer tragfähigen, entwicklungs-, umwelt- und agrarpolitisch nachhaltigen Position zur Reform der Zuckermarktordnung, die in die Verhandlungen eingebracht und den politischen Reformprozess begleiten soll. Bis zum Projektende im August 2006 sollen verschiedene Studien erstellt werden und weitere Dialogrunden stattfinden.
Allen, die durch ihre Ideen, ihre Referate und Diskussionsbeiträge zum Gelingen der Dialogrunde II beigetragen haben, möchten wir gerne Danken. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und Nachdenken.
Das Projekt wird von der Nordrhein-Westfälischen Stiftung für Umwelt und Entwicklung finanziert.
Kerstin Lanje und Meike Lurweg
Dokumentation der Dialogveranstaltung II in Bonn am 25. Januar 2006