Mit dem Konzept des Handabdrucks wollen wir Menschen helfen, sich für eine sozial und ökologisch gerechte Zukunft einzusetzen. Engagement mit Handabdruck ist wirksamer, als den eigenen ökologischen CO2-Frußabdruck zu reduzieren. Warum, das erklären wir dir hier.
Wir brauchen Strukturen, die nachhaltiges Handeln fördern
Um eine sozial und ökologisch gerechte Gesellschaft zu erreichen, ist es wichtig, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. Wenn viele Menschen mitmachen, kann das große Wirkung entfalten.
Der Fußabdruck verändert jedoch nicht die Strukturen. Ihn zu reduzieren sind Bemühungen im Kleinen, in einzelnen Bereichen, über kurze Zeiträume oder von nur wenigen Menschen. Oft ist sozial und ökologisch verantwortliches Verhalten auch die aufwändigere oder teurere Möglichkeit.
Der CO2-Fußabdruck ist ein Maßstab dafür, wie sich unser individueller Lebensstil auf das Klima auswirkt. Er gibt an, welchen Kohlenstoffdioxidausstoß eine Person in einem Jahr verursacht. Aktuell ist jeder Mensch in Deutschland für einen CO2-Ausstoß von durchschnittlich 10,3 Tonnen CO2 verantwortlich. Das ist vergleichsweise hoch: Um das Klima zu schützen und die planetaren Grenzen einzuhalten, dürften alle Menschen weltweit nur rund eine Tonne CO2 pro Kopf ausstoßen. Das Konzept ist zwar wissenschaftlich fundiert, wurde jedoch vor allem vom Ölkonzern BP gefördert und suggeriert privates Konsumverhalten von Individuen als Hauptursachen der Klimakrise. Damit lenkt der Fußabdruck den Fokus nicht auf den nötigen Strukturwandel. Dafür brauchen wir den Handabdruck.
Denn viele Strukturen und Bedingungen in unserer Gesellschaft erschweren uns nachhaltiges Verhalten. Das ist zum Beispiel der Fall,
- wenn Flüge günstiger sind als Zugfahrten,
- im Supermarkt kaum regionale Produkte zu finden sind
- oder die Kantine mehr Essen mit Fleisch als Vegetarisches anbietet.
Mit individuellen Verhaltensänderungen alleine können wir die globalen Krisen deshalb nicht lösen. Hier setzt der Handabdruck an. Mit ihm wollen wir die Strukturen nachhaltig gestalten.
![Ein Mensch versucht einen Stein (nachhaltiges Handeln) einen Berh (nicht-nachhaltige-Strukturen) mühsam hochzuschieben, während ein anderer Mensch mit einem Cape auf einem Stein (nachhaltiges Handeln) steht während der Boden Flach ist (nachhaltige Strukturen)](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/BNE%20Handprint%20nachhaltige%20Strukturen_0.jpg.webp?itok=G2nBTMbW)
Germanwatch e.V. | Illustration: Holly McKelvey
Jetzt bis du gefragt! Schau dir unser Erklärvideo an und schreib uns in die Kommentare, welche Hürden du im Alltag erlebst.
Wir müssen Lösungen finden, die zur Größe der Herausforderung passen
Unser Wissen über die Klimakrise oder globale Ungleichheiten führt häufig nicht zu ökologisch und sozial nachhaltigerem Verhalten. Ein Grund dafür ist der Gedanke: „Wenn nur ich alleine mein Verhalten ändere, kann ich kaum etwas bewirken“.
Die globalen Krisen erscheinen riesig und dann fühlt es sich ganz schön wirkungslos an, im Supermarkt zu Bambuszahnbürste zu greifen, um Plastikmüll zu verringern. Wir brauchen stattdessen Lösungen und Handlungsmöglichkeiten, die zur Größe der Herausforderungen passen.
Wenn wir uns für solche bleibenden Veränderungen der Strukturen einsetzen, können wir mehr erreichen. Unser eigenes Handeln fühlt sich dadurch wirkungsvoll an und motiviert uns. Stell dir vor, in deiner Stadt ist Ökostrom die günstigste Wahl, in jeder Kantine gibt es leckere vegetarische oder vegane Angebote und der öffentliche Nahverkehr ist gut ausgebaut.
Das ist kein bloßes Wunschdenken. Es gibt bereits Projekte, die zeigen, welche Wirkung solche strukturellen Veränderungen haben können. Hier ein paar Beispiele:
- Der Ernährungsrat in Köln ist aus dem Verein „Taste of Heimat“ heraus entstanden. Die Mitglieder des Vereins setzten sich für eine Agrar- und Ernährungswende ein und stellten sich die Frage, wie sie die regionale Vernetzung zwischen Akteur:innen des Ernährungssystems strategisch stärken können. Seit 2016 kommen im Ernährungsrat Köln 30 Mitglieder regelmäßig zusammen, um die lokalen Versorgungsstrukturen zu stärken und nachhaltiger zu gestalten.
- In Berlin gibt es eine „Zentralstelle für wiederverwertbare Materialien“. Hier können die Materialien abgegeben werden, die sonst im (Sperr-)Müll landen – Stoffe, Holzteile, Seile, Stangen, Metall- oder Plastikstücke und vieles mehr. Jede:r kann vorbeikommen, um Material für neue Projekte zu finden. Das Projekt möchte hiermit einen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten und hat schon mehrere Zweigstellen.
- In einigen EU-Ländern wird das Reparieren von Geräten bereits durch verschiedene Formen von Steuererleichterungen preiswerter und somit attraktiver gemacht. In Schweden und Österreich zahlen die Kund:innen zum Beispiel eine um 50% reduzierte Mehrwertsteuer auf Reparaturen. Davon profitieren natürlich auch Reparaturgeschäfte, sodass mehr Möglichkeiten bestehen, kaputte Gegenstände in lokalen Werkstätten reparieren zu lassen. Verschiedene weitere Bündnisse vernetzen sich auch auf europäischer Ebene, damit ähnliche Regelungen in der ganzen EU eingeführt werden.
![Ein einzelner Mensch hält vor einem blauen Handabdruck einen lila FUßabdruck hoch und sieht ratlos aus, mehrere Menschen halten vor dem blauen Handabdruck einen großen lila Handabdruck hoch](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/BNE%20Handprint%20Bild%20.jpg.webp?itok=UtIFm2uh)
Germanwatch e.V. | Illustration: Holly McKelvey
![Screenshot vom Handprint-Hub](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/Screenshot%202025-01-22%20140648.jpg.webp?itok=jrCJsrEy)
Germanwatch e.V.
Finde mehr Impulse und Angebote auf unserem Blog zum Handabdruck.
Wie du dich mit dem Handabdruck wirksam engagierst
Der Handabdruck schafft eine positive Möglichkeit, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen.
Er ermutigt im Gegensatz zum ökologischen Fußabdruck dazu, sich verstärkt politisch einzumischen und die gesellschaftlichen Strukturen aktiv mitzugestalten.
In vier Schritten zum Handabdruck
- Für was möchtest du dich politisch engagieren? (Thema: Menschenrechte, ökologische Landwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Partizipation, ...)
- Wo kannst du etwas Gutes hinterlassen? (Handlungsebene: Schule, Arbeitsplatz, Verein, Kommune, Kirchengemeinde, ...)
- Wie kannst du dein Vorhaben erfolgreich umsetzen? (Aktionsform: Protest, Austausch mit Abgeordneten, Petition, Kunst & Kultur, ...)
- Welche Mitstreiter:innen kannst du finden (Verbündete: Mitschüler:innen, Kolleg:innen, Politiker:innen, Expert:innen, Medien, ...)
Der Handabdruck macht Nachhaltigkeit und Klimaschutz für mehr Menschen zugänglich und setzt positive Impulse. Dadurch ist er wirkungsvoller. Das stärkt Selbstwert und Demokratie, weil sich alle aktiv beteiligen können.
![Abbidung Wirkradius und positiver Lösungsbeitrag](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/BNE%20Wirkradius.jpg.webp?itok=Cde5HZIn)
Germanwatch e.V. | Illustration: Holly McKelvey
Wenn wir uns mit anderen zusammentun und uns gemeinsam engagieren, können wir mehr bewirken! Gemeinsam können wir größere Hebel umlegen, um den Wandel voranzubringen. Wir brauchen eine aktive Zivilgesellschaft, die sich für nachhaltigere gesellschaftliche Strukturen stark macht: immer wieder daran erinnern, sie einfordern und selbst mitgestalten. Für den Wandel sind alle gefragt: Menschen in Kunst und Kultur, in der Bildung, in den Unternehmen, Politiker:innen, Jurist:innen, Wissenschaftler:innen und du.
Wir brauchen dafür nicht alle die gleichen Fähigkeiten. Manche sind Technikexpert:innen und planen gerne Solarmodule auf Dächern, andere schreiben gute Texte und machen Kampagnenarbeit. Es gibt tolle Netzwerker:innen und wieder andere berühren Menschen mit ihren Illustrationen oder Videos.
![Abbildung die zeigt, dass wenn viele Menschen helfen sich die Erde bewegt](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/Screenshot%202025-01-22%20141825.jpg.webp?itok=-S2UWW5T)
Germanwatch e.V. | Illustration: Holly McKelvey
Wenn Menschen ihre verschiedenen Talente gemeinsam für den Wandel einbringen, können sie viel bewirken! Das bereichert unsere Gesellschaft, stärkt unser Miteinander und die Demokratie.
- Was kannst du gut? Kannst du gut recherchieren oder argumentieren?
- Oder bist du vielleicht gut darin, Orte für Begegnung und Dialog ins Leben zu rufen?
- Mit wem könntest du dich vernetzen, um deine Fähigkeiten zu teilen oder neue zu lernen?
![QR-Code Methodenhandbuch neu](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/QR%20Code%20Methoden-Handbuch.jpg.webp?itok=tHN4uEIP)
Nutze unser Methoden-Handbuch für deine Bildungsarbeit
![QR-Code Wochenkalender neu](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/QR%20Code%20Wochenkalender.jpg.webp?itok=r1cBd-IN)
Wochenkalender für dein Nachhaltigkeitsengagement
![QR-Code climatechallenge](/sites/default/files/styles/original_xxl/public/2025-01/QR%20Code%20climatechallenge.jpg.webp?itok=5R6zzmuS)
Werde Teil der #climatechallenge
Ursprung und Einsatzmöglichkeiten des Konzepts
Das Symbol des Handabdrucks für positives Handeln für eine nachhaltige Zukunft entstand im Centre for Environment Education (CEE) in Indien. Das offene Konzept des CEE-Handabdrucks haben wir bei Germanwatch aufgegriffen und weiterentwickelt, wobei uns zwei Punkte besonders wichtig sind:
- die positive Perspektive auf Handlungsoptionen: Was können wir Gutes im Sinne sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit hinterlassen?
- der Fokus auf Strukturveränderungen: Wie können wir Rahmenbedingungen in unserem Umfeld (in unserem Verein | Religionsgemeinschaft | Schule | Uni | Arbeitsplatz | Quartier | Stadt | Kommune | Bundesland…) so gestalten, dass Nachhaltigkeit zum neuen Standard wird? Wie können wir mit unserem Engagement solche Veränderungen anstoßen und bleibend verankern?
Einerseits kann der Handabdruck als Handlungs- und Engagementkonzept von allen genutzt werden, die (gemeinsam mit anderen) Wandel in Bewegung setzen wollen. Handabdruck-Engagement setzt immer an Strukturen, Regeln, Rahmenbedingungen oder Gesetzen an, die im jeweiligen Umfeld der Gruppe liegen: Student:innen können dafür sorgen, dass ein Tausch- oder Leihladen an der Universität eingerichtet wird. Initiativen können erreichen, dass autofreie Zonen in der Innenstadt vergrößert werden oder Geldanlagen eines Vereins nur noch nachhaltig investiert werden. Deine Handabdruck-Aktionen können von der Nachbarschaft bis zur Bundesebene nachhaltiges Handeln niederschwelliger für andere machen!
Andererseits kann der Handabdruck als Bildungskonzept herangezogen werden, mit dem Interessierte und Engagierte zur Mitgestaltung an der Transformation ermutigt und befähigt werden können. Hier geht es darum, Lernenden strukturverändernde Handlungsoptionen aufzuzeigen. Kompetenzen zum wirksamen politischen Handeln zu vermitteln und Wandel als Lernerfahrung erlebbar zu machen. Auf der politischen Ebene schließt hier außerdem mit SDG 4.7 das Ziel an, eine zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele befähigende Bildung in allen Bildungsbereichen zu verankern.