Neue Finanzarchitektur für den Klimaschutz

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Neue Finanzarchitektur für den Klimaschutz

Simon Zadek, der Ko-Direktor der UNEP Inquiry und Dr. Ma Jun, Chefökonom der Peoples Bank of China, über die Herausforderung, das globale Finanzsystem zur Unterstützung der grünen Transformation der Weltwirtschaft umzugestalten.

Germanwatch übersetzt Auszüge eines Artikels der Plattform „Caixin Online“ vom 09.01.2016

90 Billionen US-Dollar muss die Welt in den nächsten 15 Jahren in Infrastruktur investieren. Um einen geordneten Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu ermöglichen, muss ein Großteil davon in grüne Projekte fließen. Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung schätzt, dass zur Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung allein in Entwicklungsländern ungefähr 5–7 Billionen US-Dollar pro Jahr gebraucht werden, für den Auf- und Ausbau von Infrastruktur, Armutsbekämpfung und andere zentrale Ziele nachhaltiger Entwicklung. […]

Der Übergang zu einer grünen Weltwirtschaft bietet direkte Chancen für Unternehmen und Volkswirtschaften,  ist aber auch ein existenzieller Imperativ […]. Die Notwendigkeit von Umwelt- und Klimaschutz fördert Innovationen in der Wissenschaft und im Privatsektor, was wiederum  die Produktivität in zentralen Wirtschaftssektoren erhöht und neue Arbeitsstellen schafft, während energieintensive fossile und verschmutzende Industrien zurückgehen.

Die Finanzierung eines schnellen, inklusiven und grünen Wandels ist unsere größte gemeinsame wirtschaftliche Herausforderung. […] Das öffentliche Finanzwesen spielt dabei eine wichtige Rolle. Diese ist jedoch durch die Knappheit der öffentlichen Ressourcen sowie konkurrierende kurzfristigere politische Ziele beschränkt. […]

Deswegen ist der Gebrauch von innovativen Instrumenten, mittels derer öffentliche Ausgaben zu einer Steigerung der privaten Investitionen führen, sehr hilfreich […]. Doch trotzdem werden tiefgehende Veränderungen notwendig sein, um sicherzustellen, dass die globalen Finanz- und Kapitalmärkte das Richtige tun für Sparer, Investoren und die Gesellschaft […].

Chinas Entscheidung, ökologisch orientierte Finanzierung auf die G20-Agenda zu setzen, ist ein bedeutender Fortschritt; insbesondere da das Thema im Finanzbereich angesiedelt wurde, unter der Aufsicht und Verantwortung der FinanzministerInnen und Zentralbankvorsitzenden. Um diesen innovativen Schritt weiter zu vertiefen, starteten drei mit der G20 assoziierte Gruppen gleichzeitig ihre Arbeit zu ökologischer Finanzierung: die „B20“-Gruppe der Unternehmen, besonders Banken und Investoren; die „T20“-Gruppe von Forschungsinstituten aller G20-Länder; und die Gruppe der zivilgesellschaftlichen Organisationen „C20“. […]

In der Anfangsphase bestand die Absicht der Arbeit innerhalb der Green Finance Study Group (GFSG) hauptsächlich darin, Informationen über bestehende internationale Praxen zusammenzustellen und ökologisch orientierte Finanzierung als legitimes, langfristiges Arbeitsfeld für FinanzministerInnen und Zentralbankvorsitzende zu etablieren. Der bisherige Zuspruch zeigt deutlich, wie erfolgreich dies war, und es bleibt zu hoffen, dass die Arbeit der GFSG unter zukünftigen G20-Präsidentschaften, wie  in Deutschland 2017 und in Argentinien 2018, weitergeführt wird. […]

Einige konkrete Maßnahmenoptionen wurden bereits in dieser Anfangsphase identifiziert und für die freiwillige Einführung von Finanzinstitutionen und Staaten wie auch für die internationale Kooperation offengelegt. Beispiele sind: die Förderung von grünen Anleihen als zentrales Finanzierungsinstrument für grüne Infrastruktur und grüne Betriebe; Kapazitätsaufbau, insbesondere im Bankensektor in Entwicklungsländern; und verbesserte Risikomodelle und -bewertung zur Ausweitung der Bepreisung von Umweltrisiken. Einige andere bedeutende Möglichkeiten für Entwicklung,  wie die intelligentere Nutzung von öffentlichen Geldern und eine umfassendere Offenlegung waren nicht im Arbeitsprogramm des ersten Jahres enthalten.

Der Schritt der Staatsoberhäupter der G20 unter Chinas Präsidentschaft, an dem Thema ökologische Finanzierung zu arbeiten, hatte positive Auswirkungen auf die Förderung des internationalen Dialogs und das Vorantreiben politischer und marktwirtschaftlicher Entwicklungen. Viele G20-Länder haben ihre Strategien für ein nachhaltiges Finanzsystem erweitert […]. Chinas Fokus auf ökologische Finanzierung unterstützte die „Green Bond Markets“, wobei China die Hälfte aller weltweiten „Green Bonds“ im Jahr 2016 ausgibt. Auch der IWF und andere internationale Organisationen sowie zivilgesellschaftliche Kräfte und die Wissenschaft sind in diesem Bereich deutlich aktiver geworden.

Letztlich ist der Maßstab für Erfolg die Geschwindigkeit und der Umfang von Kapitalströmen in Richtung weniger CO2- und ressourcenintensive Anlagen. Derzeit beschleunigt sich diese Umschichtung von Kapital, jedoch von einem sehr niedrigen Ausgangsstand […]. Doch ein entscheidender Schritt ist das Thema ökologische Finanzierung im politischen Mainstream zu etablieren, indem man politische Entscheidungsträger, Regulierer, Normgeber und finanzielle Institutionen alarmiert und aktiviert. Hier sind bedeutende Fortschritte zu verzeichnen, wozu der Fokus der G20 auf ökologische Finanzierung entscheidend beigetragen hat.
 

Quelle: http://english.caixin.com/2016-09-01/100984235.html