Trendwende mit Chancen

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Trendwende mit Chancen

Die Momentaufnahme zeigt Gegenwind für Kohle und Teersand. US-Präsident Barack Obama entschied jüngst, die symbolträchtige Ölpipeline „Keystone XL“ zu stoppen, Kanadas neuer Premierminister Justin Trudeau will vermehrt auf Klimaschutz statt auf Teersand setzen, China verbrennt deutlich weniger Kohle als noch vor 18 Monaten.

Seit 2012 flacht der Anstieg der globalen Emissionen ab und Achim Steiner, Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), spricht bei der Veröffentlichung des diesjährigen Klimaberichts „Emissions Gap Report“ von einem „echten Ambitionsschub“ der Länder in Richtung Klimaschutz. Eine Verstetigung dieser Anzeichen zu einer Trendwende wäre der große Durchbruch.

Bis Mitte des Jahrhunderts soll der Umbau der Energiesysteme hin zu Erneuerbaren Energien gelungen sein. Deren massive Kostenreduktion eröffnet neue Handlungsspielräume für einen klimafreundlichen Energiemix. China, inzwischen der größte Treibhausgas-Emittent, hat auch bei den Pro-Kopf-Emissionen die EU eingeholt. Und dennoch hat kein anderer der G20-Staaten in den letzten Jahren eine positivere Trendwende als China vollzogen. Zwei Drittel seiner Investitionen im Bereich der Stromwirtschaft gehen in den Bereich der Erneuerbaren Energien. Die Zeichen für eine chinesische Trendwende sind gesetzt.

Quo Vadis Indien?

Eine entscheidende Frage für die Zukunft des Klimas ist jetzt: Wie geht es weiter mit Indien? Wird das Land seinen immens wachsenden Energiehunger hauptsächlich mit Kohle oder Erneuerbaren Energien stillen, um das Wachstum anzukurbeln und die Energiearmut zu bekämpfen? Wenn Indien das riesige Potenzial an Sonnenergie und Wind nutzt, kann es noch verhindern, durch massiven Ausbau der Kohlekraftwerke einen schwer umkehrbaren Entwicklungspfad in Richtung hoher Emissionen einzuschlagen. Der Klimagipfel in Paris könnte zum Katalysator werden und durch Risikoübernahmen den Weg zu ausländischen Investitionen bahnen. Kooperationen für Technologien und Kapazitätsaufbau vor Ort könnten ein Übriges tun. Der indische Energiemix könnte entscheidend sein für den globalen Temperaturanstieg.

Die indische Regierung hat ihr Ziel, 100 Gigawatt Solarstrom bis 2022 zu generieren, in ihrem Klimaplan vom Oktober 2015 bekräftigt und um das Vorhaben ergänzt, 40 Prozent der Stromerzeugungskapazität bis 2030 aus nicht-fossilen Energiequellen zu erreichen. Da die Regierung die Pläne zum Ausbau der Atomkraft derzeit zurückfährt, ist anzunehmen, dass Erneuerbaren Energien dabei die zentrale Rolle zukommt.

Die im Vorfeld von Paris beschlossene deutschindische Solarpartnerschaft, die Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch im Oktober in Delhi mit Premierminister Narendra Modi besiegelte, könnte eine wichtige Rolle spielen. Neben dieser deutsch-indischen Solarpartnerschaft wirkt das Jahr 2015 mit dem Pariser Klimagipfel sowie den vorbereitenden Treffen und Verhandlungen auch für eine weitere Solarpartnerschaft als Katalysator. Indiens Premier Modi will eine Solarallianz der „Sonnenländer“ zwischen den Wendekreisen in Paris verkünden. Gemeinsame Forschung und Entwicklung zu Solarenergie unter der deutsch-indischen Solarpartnerschaft kann auch für diese Sonnenländer-Allianz eine wichtige Unterstützung darstellen. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Paris zum Katalysator für neue Formen der internationalen Kooperation werden kann, um die Trendwende weg von Kohle und hin zu Erneuerbaren Energien zu beflügeln.
 

Rixa Schwarz

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