Offener Brief zur Klimakonferenz

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Offener Brief zur Klimakonferenz

 

In einem offenen Brief richten Bill McKibben, Nnimmo Bassey und Pablo Solon einen dringenden Appell an die Verhandler auf der UN-Klimakonferenz in Doha. Sie erinnern daran, in welchem Umfang die Nutzung fossiler Energien reduziert werden muss, um den globalen Temperaturanstieg noch unter 2°C halten zu können (Übersetzung durch Germanwatch).

"Das massive Abschmelzen der Arktis in diesem Jahr veranlasste unsere besten Klimawissenschaftler dazu, einen „planetarischen Notstand“ auszurufen. Zudem zerstörten extreme Wetterlagen in 2012 weltweit Ernten, was einen Anstieg der Nahrungsmittelpreise um 40% und familiäre Notstände in armen Haushalten rund um den Globus nach sich zog.

Das ist die Realität einer 0,8°C wärmeren Welt. Eine Reihe von Institutionen haben in diesem Jahr ausführlich erklärt, was wir tun müssen, wenn wir Schlimmeres verhindern wollen: den Großteil der bekannten Kohlenstoffreserven unter der Erde lassen und aufhören, nach mehr zu suchen.

Wenn wir eine 50-50-Chance haben wollen, die Erderwärmung auf unter 2°C zu begrenzen, müssen wir 2/3 der bekannten Reserven von Kohle, Öl und Gas im Boden lassen; wenn wir diese Chance auf 80% erhöhen wollen, müssen 80% dieser Reserven unberührt bleiben. Das ist weder „Umweltschützer-Mathematik“ noch eine radikale Interpretation – es stammt aus dem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) vom letzten Monat.

Dies bedeutet, dass – wenn wir nicht dramatische globale Maßnahmen ergreifen, um unseren Weg zu ändern – das Ende der Klimageschichte bereits geschrieben ist. Es gibt keine Zeit für Zweifel – ohne ein entschiedenes Handeln werden diese fossilen Brennstoffe verbrannt werden, die Temperatur steigen und eine Kettenreaktion von klimabedingten Katastrophen ausgelöst werden.

Verhandler sollten mit ihrem Gebaren der Gesichtswahrung, ihren endlosen Einklammerungen und Textvorschlägen in der letzten Minute brechen und sich einzig und allein darauf konzentrieren, wie man mit dem von Klimawissenschaftlern errechneten Kohlenstoff-Budget leben kann. Wir können bis 2050 nicht mehr als 565 Gigatonnen CO2 emittieren – bei unserem aktuellen Verbrauch würden wir diese Grenze bereits in 15 Jahren überschreiten. Wenn wir eine Chance haben wollen mit diesem Budget auszukommen, können wir bis 2020 nicht mehr als 200 Gigatonnen CO2 in die Atmosphäre blasen.

Reiche Länder, die für den Großteil des Kohlenstoffs in der Atmosphäre verantwortlich sind (vor allem die einzige Supermacht unseres Planeten), sollten mit Emissionsreduktionen voranschreiten, aber auch Schwellenländer müssen Bereitschaft zeigen, die Nutzung von Öl, Kohle und Gas zu reduzieren. Das Recht auf Entwicklung sollte als Verpflichtung der Staaten verstanden werden, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu garantieren um ein erfülltes und glückliches Leben zu ermöglichen, und nicht als Freifahrtschein für eine auf Konsum und hohem Ressourcenverbrauch basierende Gesellschaft, die sich nicht um die Grenzen unseres Planeten und das menschliche Wohlergehen schert.

Es ist keine Zeit mehr für diplomatische Verzögerungen. Die meisten Verhandler auf der 18. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) kennen die Fakten. Jetzt ist die Zeit zum Handeln – um der Zukunft der Menschheit und der Natur willen."

Bill McKibben (Gründer von 350.org), Nnimmo Bassey (Environmental Rights Action & Koordinator von Oilwatch International) und Pablo Solon (Exekutiv-Direktor von Focus on the Global South, früherer UN-Botschafter und Chefverhandler Boliviens)