Notebooks lieber reparieren statt aussortieren

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Notebooks lieber reparieren statt aussortieren

Interview mit Dr. Michael Angrick vom Umweltbundesamt (UBA)
Weitblick-Bild: 02/12_Notebooks lieber reparieren statt aussortieren

 
Das UBA hat eine Studie zum Klimaschutz und der Herstel­lung von Notebooks veröffent­licht. Worum ging es?

Wir haben uns die Frage gestellt, ob diese Empfehlung auch für Produkte der Informations-und Kommunikationstechnik zutrifft: Kaufen Sie aus Klimaschutzgrün­den möglichst rasch energiespa­rendere Geräte. Am Beispiel von Notebooks wollten wir es genauer wissen. Wie belastet die Herstellung das Klima? Wie lange müssten wir das neue Notebook benutzen, bis sich – aus Sicht des Klimaschutzes – die Inves­tition in ein neues, energieeffizienteres Gerät rechnet? Das hat das Öko-Institut Freiburg zu­sammen mit weiteren Expertinnen und Exper­ten für uns untersucht.

Was ist das Ergebnis der Studie?

Die Ergebnisse sind auch für uns überra­schend. Die Herstellungsphase wurde bisher unterschätzt. Über die gesamte Lebensdauer des Notebooks macht die Herstellung mehr als die Hälfte der klimaschädlichen Emissionen aus. Wenn das neue Notebook 10 % effizien­ter ist als das alte, dann müssten wir es viele Jahrzehnte benutzen, um den Aufwand aus der Herstellung durch die Ersparnis in der Nutzung wieder zu kompensieren. Die genauen Zahlen hängen von der Datengrundlage und anderen Faktoren ab. Wir haben es in verschiedenen Szenarien durchrechnen lassen. Wie wir es auch drehen und wenden: Selbst mit unrealis­tisch hohen Effizienzsteigerungen amortisiert der Herstellungsaufwand sich nicht innerhalb der Lebensdauer des neuen Notebooks. Leider lässt sich das auch mit hochwertigem Recycling nicht ändern, so sinnvoll das Re­cycling selbstverständlich ist.

Was bedeutet das für die Nutzung von Notebooks?

Die wichtigste Botschaft lautet: Nicht den neuesten Trends hinterherlaufen! Wir möchten nie­mandem den Spaß an der Technik verderben. Doch jeder Nutzer soll­te sich gut überlegen, ob er oder sie für seine Anwendungen wirklich ein neues Notebook braucht. Oft bleibt das Notebook noch fit mit anderen Programmen oder ein paar Umbauten.

Es geht im Übrigen nicht nur um den Energie­verbrauch bei der Herstellung. Denken Sie an die Rohstoffe, an die Umweltauswirkungen bei der Rohstoffgewinnung und an die Folgen für die Menschen in diesen Regionen. Läuft das alte Notebook noch ein paar Jahre länger, wer­den weniger Rohstoffe aus der Erde geholt.

Wenn Sie wirklich ein neues Gerät benötigen, weil das alte nicht mehr zu reparieren oder ge­nügend leistungsfähig ist, dann sollten Sie dar­auf achten, ein möglichst energiesparendes Ge­rät zu kaufen. Und es sollte das leisten, was Sie damit erledigen möchten. Wer im Internet sur­fen und Post erledigen will, braucht kein „Ga­mer-Notebook“. Vielleicht kann das neue Note­book auch ein Gebrauchtes sein. Viele Händler und große Hersteller bieten inzwischen geprüf­te gebrauchte Geräte mit Garantie an.

Nur durch ein verändertes Verbraucherver­halten kommen wir sicher nicht weiter. Wel­che Maßnahmen schlagen Sie vor, um die Nutzungszeit zu verlängern?

Schon im Design werden die Weichen für eine lange Nutzungsdauer gestellt. Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten. Es ist oft schwierig, für ein wenige Jahre altes Notebook noch Ersatz­teile oder einen neuen Akku zu bekommen. Hier sind die Hersteller gefragt, länger als bis­her Ersatzteile bereitzuhalten. Sinnvoll wäre es auch, Komponenten und Schnittstellen mehr als bisher zu standardisieren. Das würde Umbauten und Reparaturen erleichtern. Die Geräte sollten generell so gebaut sein, dass die Nutzer oder PC-Werkstätten sie gut reparieren können. Zum Beispiel sollte der Akku nicht fest mit dem Ge­rät verbunden, sondern entnehmbar sein. Wir setzen hier langfristig auf die Ökodesignricht­linie, weil wir nur im Europäischen Rahmen zu Lösungen kommen können.
 

Dr. Michael Angrick leitet im Umweltbun­desamt den Fachbereich III – Nachhaltige Produktion und Produkte, Kreislaufwirt­schaft.

Interview: Cornelia Heydenreich


Die Studie wird veröffentlicht unter:

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