Wolken, die das Klima wandeln

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Wolken, die das Klima wandeln

Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt rudert zurück

 

Schon eigenartig, wie sich Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zur Frage der Klimaerwärmung durch Flugverkehr winden.

Einerseits ist das DLR Co-Autor des lange abgeschlossenen europäischen Forschungsprojekts TRADEOFF, in dem umgerechnet der Flugverkehr für etwa 9% der globalen Erwärmung verantwortlich gemacht wird. Andererseits schreibt ein DLR-Mitarbeiter einen Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung und kritisiert diese Aussage als "Fehlinterpretation" von Maximalwerten der TRADEOFF-Studie seitens Germanwatch und der Umweltverbände. Sonderbar nur, dass das DLR selbst in einer eigenen Veröffentlichung die TRADEOFF- Ergebnisse nicht wie im Leserbrief interpretiert, sondern wie die Umweltverbände. Auf die Bitte von Germanwatch, diesen Widerspruch aufzuklären, erfolgt aber auch Wochen später nur die Bestätigung, der Punkt sei noch offen, an neuen Zusammenfassungen der beiden Veröffentlichungen werde gearbeitet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Auch die neueste NASA-Meldung zum Thema Flugbewölkung ist nicht geeignet, die Wolken zu vertreiben: Forscher der amerikanischen Luft- und Raumfahrtverwaltung (NASA) berichten, dass die Zunahme der vom Flugverkehr verursachten Bewölkung in vergangenen Jahrzehnten beinahe voll ständig den Erwärmungstrend über den USA erklären könnte. Erscheint dies zwar einerseits angesichts bisheriger Forschungsergebnisse wenig plausibel, so ist doch andererseits bereits seit Jahren bekannt, dass flugverkehrsbedingte Kondensstreifen und Zirrusbewölkung lokal das Klima stärker anheizen können als die gesamte restliche globale Erwärmung.

Nun wäre es nicht das erste Mal, dass Studienergebnisse wie die des TRADEOFF- Projekts sich durch weitergehende Forschung nicht bestätigen lassen. Solange dies aber nicht der Fall ist, gibt es keinen Grund, sie nicht zu veröffentlichen. Denn die letzte Gewissheit wird sich in der Klimawissenschaft wohl erst einstellen, wenn es zum Handeln bereits zu spät ist.

Zeit zum Handeln ist indes längst: Selbst wenn man die Klimawirksamkeit des Flugverkehrs unverändert auf dem vor Jahren international etablierten Niveau annähme, trüge er global gemittelt heute mit etwa 5% zur globalen Erwärmung bei. Dies steht im eklatanten Missverhältnis zu den etwa 95% der Menschheit, die noch nie ein Flugzeug bestiegen haben, aber hauptsächlich in den Entwicklungsländern als erste die Folgen des Klimawandels ausbaden müssen.

Dietrich Brockhagen
 

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