Agrarpolitik für Bauern weltweit

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Agrarpolitik für Bauern weltweit

Interessen von Landwirtschaft und Entwicklungspolitik vereinen

 

Den Konzernen ist es egal, ob der Zucker aus dem Rohr oder der Rübe gewonnen wird. Sie wollen vor allem billige Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe. Den idealen Rahmen für diese Preisschlacht bietet die EU-Agrarpolitik, denn sie forciert in vielen Bereichen die Überschussproduktion. Die Folgen sind fatal. Mit Hilfe von Exportsubventionen werden die Überschüsse künstlich verbilligt auf dem Weltmarkt verkauft und Märkte in anderen Ländern überschwemmt. Daran verdienen vor allem die großen europäischen Agrarexporteure. Wegen des Überangebots wird auch den Bauern in Europa immer weniger für Milch, Fleisch oder Gemüse gezahlt.

"Manche Probleme der Bauern bei uns und in den Entwicklungsländern sind sehr ähnlich", findet Elisabeth Waizenegger, Milchbäuerin im Allgäu. "Wir leiden alle unter dem immensen Preisdruck. Und der führt zu einer Konzentration in der Landwirtschaft. Die kleinen Bauernhöfe werden überall in der Welt aus der Produktion gedrängt."

Genau hier setzt das gemeinsame Projekt von Germanwatch und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) an. Die EU-Agrarpolitik soll neu ausgerichtet werden, damit Bauern und Kleinbauern in Nord und Süd künftig gestärkt und in ihrer Existenz gesichert werden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.

"Lange Zeit haben die Zuckerrübenbauern hier gedacht, dass ihre Marktordnung nicht geändert werden müsste", sagt die westfälische Bäuerin Ulrike Ottenbrock-Völker. Fallbeispiele, Studien und Diskussionen hätten aber gezeigt, dass die alte EU-Zuckermarktordnung überarbeitet werden muss. "Unsere Bauern wie auch Kleinbauern in den Entwicklungsländern müssen zu kostendeckenden und fairen Preisen produzieren können."

"Die Anliegen von uns als AbL stimmen weitgehend mit denen der entwicklungspolitischen Organisationen überein", sagt AbL-Bundesvorsitzender Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf. "Wir müssen die Kräfte bündeln, um eine nachhaltige und entwicklungsverträgliche Erzeugung politisch durchzusetzen". Die EU müsse ihre Agrarpolitik an sozialen und ökologischen Kriterien ausrichten, die staatlichen Prämien sollten an die bäuerlich geleistete Arbeit gebunden werden. Auch in den WTO-Verhandlungen solle die EU den qualifizierten Marktzugang sowohl für die Entwicklungsländer als auch für die EU selbst durchsetzen. "Den zerstörerischen Liberalisierungstendenzen muss eine soziale und ökologische Qualifizierung des Welthandels entgegensetzt werden."

Berit Thomsen
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
 

 

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