Noticia | 23/04/2019

Sibiu-Gipfel soll Klima-Gipfel werden

Klägerfamilien der EU-Klimaklage fordern EU-Regierungen auf, in Sibiu die Weichen für eine ehrgeizigere Klimapolitik zu stellen
PCC Meldung 23/04/2019 Offener Brief

Am 9. Mai 2019 entscheiden die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union bei einem Gipfeltreffen im rumänischen Sibiu über die Zukunft der Europäischen Union.

Die von der Klimakrise betroffenen Klägerinnen und Klägern des People's Climate Case forderten heute in einem öffentlichen Brief jeweils ihre nationalen Regierungen sowie die Kommission, den Rat und das Parlament auf, Klimaschutz in den Mittelpunkt der Debatte zu stellen und ambitionierte Klimaziele festzulegen:

Langeoog, 23.04.2019

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,

wir schreiben Ihnen im Namen der vom Klimawandel in ihren Grundrechten betroffenen Europäerinnen und Europäer. (Anm. der Redaktion: Ähnliche Briefe wurden auch an den rumänischen Vorsitz des EU-Rates, an Jean-Claude Juncker Präsident der EU Kommission, Antonio Tajani Präsident des EU-Parlaments, Donald Tusk Präsident des EU-Rates sowie an die jeweiligen Regierungen der Klägerinnen und Kläger geschickt.)

Unsere Familie wohnt seit Generationen auf der ostfriesischen Insel Langeoog, wo wir ein Hotel und Restaurant betreiben. Die Sanddünen, die die Frischwasserressourcen auf der Insel schützen, können dem Klimawandel bedingten Meeresspiegelanstieg und den Sturmfluten immer weniger standhalten.

Wir schreiben Ihnen im Namen einer Gruppe von Landwirten, Förstern, Hotel- und Restaurantbesitzern und Studierenden aus Deutschland, Schweden, Portugal, Frankreich, Italien und Rumänien. Das, was uns zusammenbringt, ist die aktuelle Betroffenheit von der fortschreitenden Klimakrise und die Sorge um das Leben der nächsten Generationen. Denn Wetterextreme wie Trockenheit, Starkregen oder Stürme werden für uns immer verheerender.

Im Jahr 2014 hat die EU sich das das Ziel gesetzt, ihre Emissionen bis 2030 um mindestens 40 % gegenüber dem Stand von 1990 zu verringern. Doch dieses Ziel ist ein unzureichender Beitrag, um die dramatischen Auswirkungen zu verhindern, die schon jetzt beginnen unseren Alltag zu prägen.

Aus diesem Grund haben wir uns als zehn  Familien und ein Jugendverband aus sechs europäischen Ländern, Kenia und Fidschi zusammengeschlossen und vor dem Europäischen Gericht Klage eingereicht.

Wir klagen den Schutz unserer Grundrechte auf Leben, Gesundheit, Berufsfreiheit und Eigentum ein, die durch die bislang zu schwache EU-Klimapolitik  verletzt werden.

Seit Einreichung unserer Klage im Mai 2018 haben die europäischen Institutionen unserer Forderung wiederholt zugestimmt und beginnen auch, auf die dringenden Signale der Wissenschaft zu reagieren, die Klimaziele und deren Umsetzung zu verschärfen. Das Europäische Parlament drängt auf eine Anhebung des Klimaziels der EU für 2030 von 40% auf 55%. Die Kommission räumte ein, dass das langfristige EU-Klimaziel nicht mit dem Ziel des Pariser Abkommens vereinbar sei, den Temperaturanstieg auf 1,5 ° C zu begrenzen.

Wir sehen hier eine allmähliche Anerkennung, dass wir zu Recht höhere Klimaziele und eine stringente Rahmensetzung für ihre Umsetzung fordern - und dass dies machbar und im Interesse Europas ist.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel, am 9. Mai werden Sie gemeinsam mit den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten in Sibiu die Zukunft Europas diskutieren. Wir appellieren an Sie: stellen Sie die Eindämmung der Klimakrise in den Mittelpunkt der Debatte für ein zukunftsfähiges Europa. Setzen Sie sich aktiv ein für eine langfristige Klimastrategie, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen und für eine Klimaneutralität noch vor 2050 steht. Verleihen Sie der EU so nicht nur eine weltweit führende Rolle im Klimaschutz, sondern bahnen Sie auch den Weg für einen identitätsstiftenden Generationenvertrag, der auch künftigen Generationen ein gutes Leben erlaubt.

Unsere Zukunft hängt von der Zukunft Europas ab. Insbesondere vor den jungen Generationen stehen Sie, sehr geehrte Frau Merkel, gemeinsam mit den anderen EU-Regierungs- und Staatschefs sowie dem EU-Parlament und der Kommission in der Pflicht ihr Möglichstes zu tun, um zur Eindämmung der Klimakrise beizutragen. Das fordern nicht nur wir Klägerinnen und Kläger, sondern auch jeden Freitag Tausende junge Europäerinnen und Europäer auf den Straßen sowie eine breite Allianz gesellschaftlicher Gruppen.

Maike und Michael Recktenwald,
(Hotel- und Restaurantbesitzer, Langeoog
Klägerfamilie aus Deutschland)

Auch in Vertretung für die weiteren Klägerinnen und Kläger:

  • Sanna Vannar, Vorstand der Sáminuorra, Schweden
  • Maurice und Renaud Feschet, Lavendelbauern, Frankreich
  • Vlad Petru, Landwirt und Schafzüchter, Rumänien
  • Armando Carvalho, Förster, Portugal
  • Alfredo Sendim, Landwirt, Portugal
  • Ildebrando Conceição, Bienenzüchter, Portugal
  • Joaquim Caixeiro, Landwirt, Portugal
  • Giorgio Elter, Landwirt und Hotelbesitzer, Italien

 

Weiter Informationen zum People´s Climate Case.

Wenn Sie das Anliegen der Familien und des Jugendverbands unterstützen möchten:

  • Spenden Sie an Germanwatch.

Stichwort „EU-Klimaklage“
Bank für Sozialwirtschaft eG

IBAN: DE 33 1002 0500 0003 2123 00
BIC: BFSWDE33BER

Germanwatch unterstützt die deutsche Familie und das internationale Netzwerk der KlägerInnen. Wir betreuen, beraten, knüpfen Verbindungen und informieren die Öffentlichkeit.