Klimarisikoversicherungen für die besonders Verletzlichen

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Klimarisikoversicherungen für die besonders Verletzlichen

In vielen Ländern des Globalen Südens bedrohen die infolge sich zuspitzender Klimakrise häufiger und intensiver werdenden Extremwetterereignisse die Existenzgrundlagen insbesondere der Armen und Verletzlichsten. Grundlegende Menschenrechte, wie das Recht auf Leben, Wasser, Nahrung, Unterkunft, Gesundheit, Lebensunterhalt oder soziale Absicherung sind gefährdet. Zwingt eine Dürre zum Beispiel ViehzüchterInnen dazu, Tiere zu verkaufen, die sie nicht mehr versorgen können, verlieren sie dauerhaft ihre Einnahmequelle. Nach Unwetterkatastrophen schnell und effektiv zu reagieren rettet Leben und sichert Existenzen. Humanitäre Hilfe puffert die Folgen für die betroffene Bevölkerung ab, benötigt jedoch mehrere Wochen, um vor Ort Wirkung zu entfalten.

Gut gestaltete Versicherungslösungen sind ein vielversprechender Ansatz für schnelle Hilfe. Gegen eine Gebühr erhalten Begünstigte im Falle eines Extremwetterereignisses eine Auszahlung. Diese erfolgt sehr zeitnah, sobald ein Schwellenwert auf einem Index – etwa einem Starkregenindex – erreicht ist. Die Zahlung dient also nicht dazu, nachzuweisende Schäden zu begleichen. Das Geld kann vielmehr auch genutzt werden, um Schäden vorzubeugen, etwa durch den Zukauf von Futtermitteln. Der Anspruch auf Auszahlung macht die Betrof- Klimarisikoversicherungen für die besonders Verletzlichen fenen von BittstellerInnen zu InhaberInnen von Rechten – ein wichtiger Aspekt für ein würdevolles Leben.

Doch nicht nur Individuen, sondern auch arme Regierungen werden unterstützt, sich gegen Extremwettereignisse zu versichern. Ein Beispiel dafür ist die African Risk Capacity (ARC) der African Union, die Dürrepolicen anbietet. Bevor eine Regierung eine Police erwerben kann, muss sie Pläne zur Auszahlung und Nothilfe im Katastrophenfall vorlegen. Sie sollen Betroffene daran beteiligen um sicherzustellen, dass deren Bedürfnisse berücksichtigt werden. Der Prozess ist allerdings in weiten Teilen der Zivilgesellschaft unbekannt, der Grad der Beteiligung der Betroffenen daher noch unbefriedigend.

Hier setzen Germanwatch und Transparency International Kenya in Kenia an. Gemeinsam bauen wir eine Multi-Akteurs-Partnerschaft auf, die eine Umsetzung der ARC im Sinne der Verletzlichsten sicherstellt. Als Grundlage für Gespräche auf Augenhöhe und eine wirkungsvolle Watchdog-Funktion der Zivilgesellschaft, entwickeln wir Wege, lokale NGOs – auch mit Hilfe weiterer Partner – zu stärken. So bieten wir Workshops und Webinare an und unterstützen die Vernetzung auf lokaler Ebene. Transparency International Kenya stellt mit seinem Netzwerk lokaler Akteure und der Expertise in Fragen von Rechenschaftspflicht und Partizipation den idealen Partner vor Ort dar.

Gemeinsam entwickeln wir Mindeststandards für die ARC und vergleichbare Versicherungslösungen. Germanwatch speist gewonnene Erkenntnisse in die deutschen und internationalen Debatten ein. Im Zentrum steht hier die 2015 unter deutscher G7-Präsidentschaft aufgesetzte InsuResilience-Initiative, die mittlerweile als InsuResilience Global Partnership unter der G20 und der sogenannten V20 (eine Gruppe der gegenüber dem Klimawandel besonders verletzlichen Länder) erweitert wurde. Gemeinsam mit Großbritannien stellt die deutsche Regierung das Grundkapital der ARC über einen 20-jährigen zinslosen Kredit bereit. Wir begrüßen Deutschlands Engagement. Aber wichtig ist eine kritische Begleitung durch die Zivilgesellschaft, um sicherzustellen, dass die Mittel vor Ort auch den gewünschten Effekt entfalten. Wir drängen Deutschland, bei der Unterstützung von Klimarisikoversicherungen auf Mindeststandards zu achten und das Engagement (gemeinsam mit anderen Ländern) weiter zu verstetigen.
 

Maik Winges & Vera Künzel, Germanwatch, Psamson Nzioki, Transparency International Kenya