Indien auf dem Weg ins solare Zeitalter?

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Indien auf dem Weg ins solare Zeitalter?

Weitblick-Bild 1/16: EE-Ziel Indien

Indien hat sich ehrgeizige Ziele für den Ausbau der Solarenergie gesetzt. Bis 2022 sollen 100 Gigawatt zusätzlicher solarer Stromerzeugungskapazität installiert werden. Das ist mehr als das Zweieinhalbfache der derzeit in Deutschland installierten Solar-Kapazität. Die Solarenergie soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass 2030 mindestens 40 Prozent der indischen Stromkapazität nicht-fossil sind. So steht es im offiziellen indischen Klimaplan, den das Land für die Pariser Klimakonferenz eingereicht hatte.

Vom Ausbau der Solarenergie erhofft sich die indische Regierung neue Entwicklungsimpulse für ein Land, in dem die Energienachfrage rasant wächst und noch immer 300 Millionen ohne Zugang zu moderner Energie sind. Indien möchte sich auch als zentraler Akteur für eine Zukunftstechnologie positionieren, die weltweit stark wachsen wird. In Paris hat Premierminister Modi eine Internationale Solarallianz angekündigt, die die „Sonnenländer“ zusammenbringen soll: 121 Länder, die zwischen den Wendekreisen liegen und mehr als 300 Sonnenscheintage im Jahr haben. Durch gemeinsame Beschaffung und Forschung sollen die Kosten weiter gedrückt und die Technologie verbessert werden. Mehrere Industrieländer haben dafür bereits finanzielle und technologische Unterstützung zugesagt. Ziel ist, in den Mitgliedsländern für über eine Billion US-Dollar Solaranlagen zuzubauen.

Trotz dieser ambitionierten Pläne wächst in Indien auch die Kohleenergie weiter. Sollten die aktuellen Kohle-Ausbaupläne umgesetzt werden, wird es nicht möglich sein, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 oder gar 1,5 Grad zu begrenzen. Daher ist es auch im internationalen Interesse, dass Indien seine ambitionierten Solarpläne zügig umsetzt und sogar übererfüllt. Deutschland und Indien haben im Oktober 2015 eine bilaterale Solarpartnerschaft vereinbart, die mit Technologietransfer, gemeinsamer Forschung sowie Kapazitätsaufbau den indischen Weg ins solare Zeitalter unterstützen kann. Deutschland könnte insbesondere mithelfen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass auch große institutionelle Investoren in den Ausbau der Erneuerbaren in Indien investieren.

Hier könnte sich zeigen, wie Klimafinanzierung nach dem Pariser Abkommen funktioniert: Die Industrieländer sind weiterhin in der Pflicht, öffentliche Finanzierung und Technologie beizusteuern – aber dies wird zunehmend ergänzt um private Investitionen und einen eigenen Beitrag der Schwellenländer. Hinzu kommt eine wachsende Rolle von Süd-Süd-Kooperationen.
 

Rixa Schwarz & Lutz Weischer

Mehr zum Thema siehe KlimaKompakt-Ausgabe zu Indiens Klimaplan unter
www.germanwatch.org/de/11090