Die Lebensmittelproduktion in der Europäischen Union macht mindestens 15 Prozent der Netto-Treibhausgasemissionen aus – abgesehen von den erheblichen Emissionen, die in importiertem Viehfutter und anderen landwirtschaftlichen Produktionsfaktoren stecken. Das bedeutet, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad nur möglich sein wird, wenn auch der Agrarsektor seinen Beitrag leistet und seine Emissionen deutlich reduziert. Nationale Gesetzgebung und die EU-Agrarsubventionen müssen den Übergang zu einem klimaneutralen EU-Agrarsektor vorantreiben.
Landwirtschaft
Konzepte für eine nachhaltige Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik
Mit dem heute von Landwirtschaftsministerin Klöckner ins Kabinett eingebrachten freiwilligen Tierwohl-Siegel für Schweinefleisch-Produkte bleibt nach Einschätzung von Germanwatch die Irreführung von Verbraucherinnen und Verbrauchern erlaubt. Mit Packungsaufschriften wie zum Beispiel "Bauernglück" und Fachwerkhaus-Idylle auf Schweinefleisch, das in Wirklichkeit aus Tierfabriken stammt, dürfen Fleischkonzerne und Supermärkte weiterhin bäuerliche Haltung und mehr Tierschutz vorgaukeln, kritisiert die Umwelt- und Entwicklungsorganisation.
Wie sieht die Tierhaltung von Morgen aus?
Immer größere Ställe, steigende Exporte und zugleich Bio- und Freiland eher im Umfang von Imagepflege?
Oder ist hierzulande die Zeit reif und ein tiefgreifender Wandel in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Sicht?
Diese Fragen werden unter anderem mit Reinhild Benning von Germanwatch am 27.09.2019 bei der Jahrestagung des Thünen-Instituts, der staatlichen Forschungsanstalt für Landwirtschaft, diskutiert.
Die Klimawende ist in der Agrarpolitik noch immer nicht angekommen. Seit 2000 stagniert der Ausstoß von Treibhausgasen im Agrarbereich. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Rahmen des geplanten Klimaschutzgesetzes muss die zuständige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Karten auf den Tisch legen: Wie kann der Landwirtschaftssektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten und wie kann dies im geplanten Klimaschutzgesetz verankert werden? Nach dem Dürresommer letztes Jahr kann es kein Wegschauen mehr geben.
Die Klimapolitik Deutschlands kommt von mehreren Seiten unter Druck. Mit den „Fridays for Future“-Demonstrationen fordern zehntausende SchülerInnen Woche für Woche wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise. Gleichzeitig verfehlt Deutschland deutlich seine eigenen Klimaschutzziele für das Jahr 2020. Bis 2030 sollen in Deutschland 55 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990. Dieses Jahr soll die Regierung durch ein Klimaschutzgesetz festlegen, wie das Ziel erreicht werden soll.
RahmenNach dem zweiten Weltkrieg mit vielen Millionen Toten haben sich einige europäische Länder überlegt, wie der nächste Krieg vermieden werden könnte. Eine Lösung war, bei Handel und Wirtschaft, aber auch in der Politik besser zusammenzuarbeiten. Wenn Getreide, Stahl, Kleider, Autos frei gehandelt würden, dann hätten die Unternehmen kein Interesse, dass ihre Absatzmärkte durch Krieg zerstört werden. Und tatsächlich gab es zwischen den mittlerweile 28 Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) seit über 70 Jahren keinen Krieg mehr. Das gab es nicht oft in der Geschichte Europas.
„Weiter wie bisher“ geht nicht! So hat der Weltagrarbericht 2008 seine Ergebnisse zusammengefasst. Mehr als 400 WissenschaftlerInnen kamen seinerzeit zur Erkenntnis, dass eine Landwirtschaft, die viel chemischen Dünger und Gifte gegen Insekten und Unkräuter einsetzt, nicht zukunftsfähig ist. Mehr als zehn Jahre später wird das Konzept der Agrarökologie als Gegenmodell zur industriellen Landwirtschaft immer mehr anerkannt.
Michael Hüter
Es wird immer deutlicher, dass sich die Landwirtschaft in Europa grundlegend verändern muss. Seit Jahrzehnten geben immer mehr Höfe auf. Vor fünfzig Jahren war das noch sinnvoll, da man mit sehr kleinen Betrieben nicht genug verdienen kann. Heute gelten aber viele Höfe mit hundert Milchkühen oder tausenden Schweinen schon als zu klein. Immer größere Betriebe machen mehr Arbeit, bringen aber am Ende oft nicht mehr Gewinn. Das liegt auch daran, dass immer mehr Getreide, Fleisch und Milch auf dem Weltmarkt verkauft werden. Dort sind die Preise meist niedrig.