Pressemitteilung | 16.04.1999

Konsens der Wissenschaft weltweit: Der Luftverkehr ist ein ernstzunehmender Belastungsfaktor für das Klima.


 

GERMANWATCH-Presseerklärung anläßlich des Sonderberichts des IPCC zu Flugverkehr und Klima

Bonn, 16. April 1999: "Jetzt wird es auch von höchster Seite offiziell so gesehen: Der in den nächsten Jahrzehnten noch stark wachsende Luftverkehr ist ein ernstes Problem für das Klima. Die Menschen müssen die Kondensstreifen und die damit zusammenhängende verstärkte Klimaänderung ernster nehmen, als sie es derzeit tun" kommentiert Klaus Milke, für die Kampagne Rio Konkret zuständiges Vorstandsmitglied der Nord-Süd-Initiative Germanwatch, die Verabschiedung des Sonderberichts zu Luftverkehr und dem globalen Klima durch den Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), die weltweit höchste wissenschaftliche Autorität in Klimafragen.

Nach dreieinhalb Tagen teilweise spannungsreicher Sitzungen wurde die Zusammenfassung des lange erwarteten Sonderberichts für die Entscheidungsträger schließlich von Regierungsvertretern in San Jose (Costa Rica) abgenommen. Bis zum Schluß gab es heftigen Widerstand von Ölproduzenten Saudi Arabien, Venezuela sowie auch von China. Sie hatten sich, stark von der Lobby der US-amerikanischen fossilen Energiebranche beeinflußt, gegen zukünftige Politiken wie Flugtreibstoffsteuern, Emissionsabgaben und Emissionshandel zur Beschränkung des Wachstums des Flugverkehrs ausgesprochen. Dennoch konnten sie die Verabschiedung des Berichts, der einerseits den Stand der Wissenschaft wiedergibt, andererseits Maßnahmen zur Emissionsbegrenzung diskutiert, nicht verhindern.

Die zentralen Aussagen des Berichtes sind:

  • der Luftverkehr trägt heute zu 3,5 Prozent zur globalen Erwärmung bei; dies wird sich bis zum Jahr 2050 auf bis zu 15 Prozent erhöhen
  • den Regierungen stehen viele Maßnahmen - etwa Steuern und Abgaben, verbesserte Technologie, besseres Luftverkehrsmanagement oder die Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene - zur Auswahl, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen
  • der Bericht stellt kategorisch fest, daß die klimaschädlichen Emissionen des Luftverkehrs deutlich ansteigen werden, selbst wenn diese vielfältigen Maßnahmen ergriffen würden: das hohe Wachstum wird sich fortsetzen.
"Das heißt im Klartext: die Technik allein bringt's nicht" meint Dr. Manfred Treber, Sprecher der Kampagne Rio Konkret, zu diesem Ergebnis. Weiterhin fügt er hinzu: "Wir müssen uns mittelfristig überlegen, was wir tun können, um die Nachfrage zu beeinflussen."

Denn nicht nur die CO2-Emissionen sind beim Flugverkehr ein Problem, sondern zusätzlich noch der Stickoxidausstoß und die Kondensstreifenbildung. Insgesamt bewirken diese anderen Stoffe, daß der Treibhauseffekt durch die Flugzeugabgase um das Zwei- bis Vierfache höher ist als der reine CO2 -Effekt.

Alle diese Gase in solch sensiblen Luftschichten einzubringen, wie sie in 10 Kilometer Höhe herrschen, ergibt einen bedenklichen Beitrag zur Klimaänderung. "Die Wissenschaft ist sich nunmehr einig, und die Prognosen sind alarmierend. Wir brauchen wirkungsvolle Maßnahmen jetzt, um dieses Problem anzugehen", folgert Klaus Milke aus den Ergebnissen der dreijährigen Arbeit der weltweit besten Wissenschaftler.