Pressemitteilung | 22.03.2007

Klima-Risiko-Index 2007: Rangliste geprägt von extremer Hurrikan-Saison.

Hamburg, 22. März 2007: Die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch stellte beim heutigen 2. Extremwetterkongress in Hamburg gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker den Globalen Klima-Risiko-Index 2007 vor. Dieser vergleicht alle Staaten der Welt hinsichtlich der Betroffenheit durch extreme Wetterereignisse wie Hurrikans, Überschwemmungen oder Hitzewellen, einmal für das Jahr 2005 sowie für die letzten zehn Jahre.

"Im Jahr 2005 war nach dieser Gesamtanalyse Guatemala am stärksten von Wetterextremen betroffen, mit Schäden und Todesopfern, die weit über dem langjährigen Durchschnitt lagen", so Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch. Den zweiten Rang belegen die USA vor Rumänien und Indien. Für Deutschland ergibt sich in der Gesamtbilanz Platz 37, mit ähnlichen Schadens- und Opferzahlen wie 2004. Wenn man die Wetterkatastrophen der letzten zehn Jahre betrachtet, sind Honduras, Bangladesch, Nicaragua und Vietnam am stärksten betroffen. Deutschland landet in dieser Auswertung auf Platz 11.

Die größte Volkswirtschaft der Welt, die USA, wurde deutlich härter getroffen als in den vorausgegangenen Jahren. Dies lag an der extremen Hurrikan-Saison mit Katrina. Die USA tragen den größten absoluten wirtschaftlichen Schaden. "Setzt man allerdings die Schadenssummen ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Landes, so ändert sich das Bild" erläutert Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Denn trotz der Rekordschäden von mehr als 160 Mrd. US-Dollar war in den USA der Schaden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung deutlich geringer als in Guatemala oder Kuba. Die USA landeten hier nur auf Platz 9."

Sarah Reinke von der Gesellschaft für bedrohte Völker unterstrich bei der Vorstellung des Klima-Risiko-Index, dass der Klimawandel insbesondere die Lebensbedingungen der indigenen Völker und anderer häufig benachteiligter Bevölkerungsgruppen negativ beeinflusst. "Für viele indigene Gruppen sind weltweit die Folgen des Klimawandels gleichbedeutend mit schwersten Menschenrechtsverletzungen", so Reinke bei der Vorstellung des Klima-Risiko-Index. Viehherden von afrikanischen Nomaden, wie den Turkana im Nordwesten Kenias, sind in den letzten Monaten in sintflutartigen Regenfällen ertrunken. Zuvor hatten jahrelange Dürreperioden das Weideland zerstört.

Der Klimaexperte Prof. Dr. Christian Schönwiese von der Universität Frankfurt am Main ergänzte, dass die Klimawissenschaft zwar mit Aussagen über die Entwicklung von Wetterextremen sehr vorsichtig sei. "Es zeigt sich jedoch vielfach die fatale Entwicklung, dass niederschlagsreiche Gebiete noch niederschlagsreicher werden und niederschlagsarme noch trockener." Der jüngste Bericht des UN-Klimawissenschaftlergremiums IPCC weist deutlich auf die Notwendigkeit hin, mit Klimaschutz jetzt ernst zu machen, um die globale Erwärmung auf unter 2°C gegenüber vorindustriellem Niveau zu begrenzen. "Dazu müssen die globalen Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts um 50% gegenüber 1990 sinken, die der Industrieländer um mindestens 30% bis 2020", so Schönwiese.

"Die Analysen machen eines deutlich: Bei der Bewältigung der uns bevorstehenden Konsequenzen des Klimawandels sitzen wir alle im selben Boot - arme und reiche Menschen und Gesellschaften -, aber auf verschiedenen Decks des Schiffes", verdeutlichte Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch. "Die einfachen Passagiere übernachten in den unteren Decks, die Rettungsboote liegen auf den oberen!" Im Sinne des Verursacherprinzips stehen daher die Hauptverursacher des Klimawandels in der Verantwortung: Sie müssen die Menschen in Entwicklungsländern und die indigenen Völker bei ihren Bemühungen stärker unterstützen, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.

Der Globale Klima-Risiko-Index basiert auf Daten des renommierten Bereichs GeoRisikoForschung "NatCatService" der Münchener Rück und setzt diese mit anderen Wirtschafts- und Bevölkerungsdaten internationaler Entwicklungsinstitutionen in Beziehung. Der Klima-Risiko-Index 2007 kann auf der Germanwatch-Website heruntergeladen werden.

Germanwatch veröffentlichte zudem kürzlich einen internationalen Klimaschutz-Index, der die Klimaschutzpolitik der 53 Staaten mit den höchsten Treibhausgasemissionen vergleicht und bewertet.

Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung, Germanwatch, harmeling@germanwatch.org
  • Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer, Germanwatch, bals@germanwatch.org
  • Anika Busch, Pressereferentin, Germanwatch, Tel. 0228 / 60492-23, busch@germanwatch.org
  • Sarah Reinke, Gesellschaft für bedrohte Völker, europa@gfbv.de