Pressemitteilung | 05.11.2007

Wirtschaft muss Verantwortung übernehmen!

Pressemitteilung

Berlin, 5. November 2007. Heute beginnt in Wien die nächste Verhandlungsrunde über eine ISO-Norm zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (ISO 26000). Wirtschaftsvertreter wollen bei Verhandlungen über eine ISO-Norm zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen wichtige Punkte aussparen.

Das Forum Menschenrechte kritisiert die Position der deutschen Wirtschaftsvertreter im ISO-Prozess, die wichtige Aspekte der Unternehmensverantwortung aussparen wollen. Insbesondere versucht die Industrie, Einschränkungen bei der Zulieferverantwortung und bei den Rechten der Stakeholder durchzusetzen.

"Industrievertreter wollen noch immer kaum Verantwortung für die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards in ihrer Lieferkette übernehmen. Nur für die ersten Partner in der Kette wollen sie eintreten", kritisiert Cornelia Heydenreich von Germanwatch. "Damit wären sie bereits bei der Einschaltung eines Zwischenhändlers jeglicher Verantwortung enthoben."

Die wichtige Rolle, die "Stakeholder" bei der Ausgestaltung von Verantwortung spielen, ist inzwischen im Prinzip weitgehend anerkannt. Aus der Sicht des Forum Menschenrechte ist allerdings eine neue Bestrebung v.a. von Industrievertretern kritisch zu sehen: Sie wollen den Begriff des 'Stakeholder' in solche 'Stakeholder' aufspalten, die besonders bedeutsam oder relevant sind, und solche, die weniger wichtig erscheinen. "Wenn Unternehmen und Organisationen diese Unterscheidung individuell fällen, ist zu befürchten, dass z.B. schwächere Betroffene mit geringen Einflussmöglichkeiten als 'Stakeholder' nicht mehr berücksichtigt werden", kritisiert Katharina Spieß von amnesty international. Deshalb sehen NGO-Vertreter es als notwendig an, objektive Kriterien bei der Definition einzuführen. 'Stakeholder' sollte derjenige sein, der von den Handlungen einer Organisation objektiv betroffen ist.

Die Internationalen Standardorganisation (ISO) verhandelt seit 2004 über eine neue ISO-Norm 26000, die bis 2009 abgeschlossen werden soll. Die Norm soll Kriterien für das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen festschreiben. Auf deutscher Ebene wird dieser Prozess bei der DIN begleitet. Am Prozess nehmen Unternehmensvertreter, Regierungsvertreter, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler teil.
 

Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Cornelia Heydenreich, Referentin für Unternehmensverantwortung bei Germanwatch, Mitglied der AG Wirtschaft und Menschenrechte des Forum Menschenrechte, Tel. 030-2888356-4


Weitere Infos:

  • Das Forum Menschenrechte ist ein Netzwerk von 48 deutschen Nichtregierungsorganisationen, die sich für einen verbesserten, umfassenden Menschenrechtschutz einsetzen - weltweit, in einzelnen Weltregionen, Ländern und in der Bundesrepublik Deutschland.