Emissionsabnahme um über 50 Prozent bis zum Jahr 2050

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Emissionsabnahme um über 50 Prozent bis zum Jahr 2050

Beinahe zeitgleich haben sich Ende Februar 2003 höchstrangige Regierungsvertreter in Frankreich und in Großbritannien zu nationalen klimapolitischen Langfristzielen geäußert. Vor der XX. Vollversammlung des UN-Klimabeirats IPCC in Paris trug der französische Premierminister Raffarin am 19. Februar (und am Folgetag nochmals die Umweltministerin Bachelot) vor, dass es nötig sei, bis zum Jahr 2050 die Emissionen global zu halbieren und dass dieses für die Industrieländer eine Reduktion um 75 - 80 % bedeuten würde. Tony Blair ging noch einen Schritt weiter, indem er für das Vereinigte Königreich das Ziel einer Reduktion um 60 Prozent bis 2050 formulierte.

Germanwatch gibt Passagen der entsprechenden Reden in eigener Übersetzung wieder.
 

Rede Premierminister Raffarin am 19.2.

"(...) Heute können wir sagen, dass die Resultate des IPCC den zentralen Motor für Fortschritte bei politischen Vereinbarungen darstellen. (...)

Manche haben gestern versucht, es in Zweifel zu ziehen, manche wollten die Augen vor den Beweisen verschließen: Heute ist es unmöglich, die Feststellung zu leugnen, die von der Gesamtheit der Wissenschaftsgemeinde anerkannt wird. Unsere Erde erwärmt sich.

Auch wenn das Wissen über die Auswirkungen der Erwärmung unvollständig bleibt, darf dies kein passives Verhalten oder sogar Untätigkeit rechtfertigen.

Sich, wie einige dies tun, hinter Unsicherheiten zu verstecken, um Handeln zu verschieben, stellt eine unverantwortliche Flucht nach vorn dar. Wie es Präsident Jacques Chirac in Johannesburg mit Nachdruck unterstrichen hat: 'Das Haus brennt!' (...)

(...) der größte Teil der Wissenschaftsgemeinschaft projiziert heute für 2100 eine Zunahme der Weltmitteltemperatur zwischen 1,4 und 5,8 °C. Aber die Hälfte dieser Spanne oder dieser Unsicherheit hängt von den Politiken ab, die wir durchführen. Unser Spielraum beträgt 2 Grad! Aber diese 2 °C können das Leben von Millionen Menschen ändern, heute und morgen. (...) Auch wenn die Herausforderung gigantisch erscheinen mag, können wir es schaffen, indem wir uns anstrengen und Verpflichtungen für Ergebnisse festschreiben.

Die Ziele sind bekannt und genau.

Es geht darum, die Treibhausgasemissionen vor 2050 auf globaler Ebene zu halbieren.

Für uns Industrieländer bedeutet das ein Teilen durch 4 oder durch 5. Im Geiste des Prinzips der gemeinsamen aber unterschiedlichen Verantwortung müssen wir beispielhaft Politiken und Maßnahmen im Klimaschutz zu Hause zeigen.

Manche wollen glauben machen, dass das unrealistisch sei. Ich verwehre mich gegen diese Meinung, die gleichzeitig ein geplantes Abdanken hinsichtlich unserer gemeinsamen Verantwortung ist.

(...) Das Kyoto-Protokoll, dessen räumliche Abdeckung und dessen Ziele begrenzt sind, ist eine erste Etappe dieses Handelns. (...)

Es bleibt heute trotz seiner Unvollkommenheiten das beste Instrument im Kampf gegen den Treibhauseffekt. (...)

Unser schlussendliches Ziel ist einfach, und es ist auch ehrgeizig: der Klimawandel mit seinen katastrophalen Konsequenzen darf kein Hindernis für die menschliche Entwicklung werden, und das Handeln beginnt bei uns, in Frankreich. (...)"

Quelle: im Anschluss an die Rede vor Ort verteiltes Manuskript
(Nach Redaktionsschluss wurde auch eine Tonbandmitschrift veröffentlicht, mit der wir die oben zitierten Passagen nachträglich verglichen haben. Bedingt durch die freie Rede gab es kleinere Abweichungen, aber keine Veränderungen der jeweiligen Grundaussagen.)
 

Rede Premierminister Blair am 24.2.

"(...) Und wir brauchen auch einen neuen internationalen Konsens, um unsere Umwelt zu schützen und die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen. (...)

Auch wenn Kyoto eine enorme Errungenschaft war, es ist einfach nicht genug. (...) Im besten Fall bedeutet Kyoto eine Abnahme der Emissionen um 2 %. Das ist besser, als wenn die Emissionen nur steigen und steigen. (...) Die königliche Kommission zu Umweltschutz hat gerade herausgefunden: eine Reduktion um 60 % bis 2050 ist erforderlich.

Demnach ist klar, dass Kyoto nicht radikal genug ist. Aber es ist im Moment das meiste, was politisch erreicht werden kann. Und selbst die Kyoto-Ziele haben sich in einigen Ländern, vor allem in Amerika, als kontrovers erwiesen. Viele sehen es als eine Bedrohung für ein Fortsetzung des Wirtschaftwachstums.

(...) Wenn wir neue Technologien einsetzen, gibt es mehr und mehr Anhaltspunkte dafür, dass wir ein 60 %-Ziel realisieren können, und das zu vernünftigen Kosten.

(...) Natürlich macht es wenig Sinn, wenn Großbritannien allein handelt. Wir benötigen eine konzertierte internationale Anstrengung. Als einen ersten Schritt arbeiten wir intensiv mit unseren europäischen Partnern, um ein 60%-Ziel für die EU als Ganzes zu verabschieden. (...)

(...) Ich möchte heute klar sagen, dass wir für Großbritannien das Ziel der Royal Commission einer Emissionsreduktion um 60 % bis 2050 übernehmen. Und ich fühle mich verpflichtet, uns für die nächsten Jahre auf den Weg hin zu diesem Ziel zu bringen. (...)"

Quelle: www.pm.gov.uk/output/Page3073.asp