Neue Energie für Afrika

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Neue Energie für Afrika

Interview mit Seyni Nafo, Vorsitzender der Gruppe der afrikanischen Klimaverhandlungsführer
Testimonial-Bild: Seyni Nafo

 
Was ist die „Africa Renewable Energy Initiative“ (AREI) und warum wird sie benötigt?

AREI will universellen Zugang zu ausreichender und sauberer Energie für alle AfrikanerInnen bis spätestens 2030 sicherstellen. AREI wird neue und zusätzliche zehn Gigawatt aus Erneuerbaren Energien bis 2020 und 300 Gigawatt bis 2030 erreichen. Damit verdoppelt sich die aktuelle Strom-
erzeugungskapazität des gesamten Kontinents!

Die Initiative kann Menschen aus der Armut befreien, eine blühende lokale Wirtschaft fördern sowie die Gefahren des alten, auf fossilen Energien basierenden Entwicklungsmodells verhindern. Erneuerbare Energie ist ein Schlüssel sowohl für bessere Lebensgrundlagen und Entwicklung, als auch für die Verhinderung eines katastrophalen Klimawandels. Obwohl Afrika zurzeit relativ wenig emittiert und auch fast keine historische Verantwortung für die Erderwärmung trägt, glauben wir, dass alle Länder, auch die afrikanischen, innerhalb weniger Jahrzehnte zu kohlenstoffarmen oder kohlenstofflosen Gesellschaften werden müssen.

Was unterscheidet AREI von anderen Förderprogrammen für Erneuerbare Energien?

Zu allererst ist AREI eine wirklich afrikanische Initiative. Es gibt viele energiebezogene Programme und Initiativen auf dem Kontinent, aber sie gehen von internationalen Partnern aus. AREI hat ihr Fundament in Afrika und wird von afrikanischen Institutionen geleitet. Zweitens ist unser 300-Gigawatt-Ziel wirklich äußert ambitioniert und war zuvor undenkbar. Es geht dabei nicht darum, bestehende Anstrengungen zu ersetzen, sondern eher zu synchronisieren und Lücken zu schließen. Drittens hat AREI den Anspruch, nicht einfach einzelne Projekte zum Ausbau der Erneuerbaren zu fördern, sondern Länder bei einem umfassenden Ansatz zu unterstützen. Es geht um funktionierende Anreiz- und Unterstützungssysteme, zum Beispiel Einspeisetarife. Damit sollen die Investitionen von vielen Akteuren, besonders auch kleinen Unternehmen, auf verschiedenen Ebenen ermöglicht werden.

Welche Unterstützung erhielt diese ambitionierte Initiative vor und in Paris?

Die politische Unterstützung für AREI war außergewöhnlich. Nicht nur afrikanische Regierungen, sondern auch unter anderem die G7 und G20, Schweden, China sowie der UN-Generalsekretär unterstützten und lobten die Initiative. Die Unterstützungserklärung der G7, Schwedens und der EU während der Verhandlungen in Paris, in der diese Länder zehn Milliarden US-Dollar bis 2020 für AREI zur Verfügung gestellt haben, war für mich die wichtigste Ankündigung des Pariser Gipfels.

Was sind die nächsten Schritte?

In den nächsten Monaten baut AREI formale Steuerungsstrukturen und einen Treuhandfonds auf. Gleichzeitig vertiefen wir die Analyse der verschiedenen Politikoptionen der Länder, erarbeiten Verfahren, die eine breite Mitwirkung und Teilhabe der Zivilgesellschaft und anderer Interessenvertreter sicherstellen, und formulieren stringente soziale und ökologische Standards. Dann beginnt die Auswahl unterstützenswerter Projekte und Programme.

Parallel zum Aufbau von AREI werden wir in den internationalen Klimaverhandlungen weiter ein globales Erneuerbare-Energien-Förderprogramm fordern, für dass sich die afrikanische Gruppe seit 2014 einsetzt. Außerdem machen wir uns Gedanken darüber, welche Rolle zum Beispiel der Green Climate Fund oder Süd-Süd-Kooperationen bei der Unterstützung von AREI spielen können.
 

Interview: Lutz Weischer