Die G7 und der Welthunger

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Die G7 und der Welthunger

Weitblick-Bild 1/15: Frau mit Kind

Etwa ein Drittel der Menschen in Entwicklungsländern ist von Mangelernährung betroffen. Foto: Fred Dott

Bis vor einigen Wochen tauchten die Themen Welternährung und Landwirtschaft auf der offiziellen G7-Agenda für den Gipfel auf Schloss Elmau nicht auf. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) versucht nun doch noch ein „starkes langfristiges Ziel“ der G7 zur Hungerbekämpfung zu verankern. Angesichts der großen Bedeutung des Themas für die im September zu beschließenden UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) und dem Gewicht, das die Initiative „Eine Welt ohne Hunger“ im BMZ hat, erscheint dies folgerichtig.

Die bisherige Bilanz der G7/G8-Initiativen zum Thema Hunger ist allerdings gemischt. Die G8-Initiative von L‘Aquila 2008 hat immerhin einen Beitrag dazu geleistet, den langjährigen Trend zu sinkenden Entwicklungsausgaben für die Landwirtschaft umzukehren. Die 2012 beschlossene „New Alliance for Food Security and Nutrition“ wird dagegen von Zivilgesellschaft und Kleinbauernorganisationen weltweit mit größter Skepsis betrachtet. Durch ihren Schwerpunkt auf verbesserte „Rahmenbedingungen“ für Investitionen in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer besteht die große Gefahr, dass dabei der Einfluss finanzstarker Investoren gegenüber der lokalen Bevölkerung weiter gestärkt wird – sei es beim Zugang zu Land oder dem Schutz von geistigen Eigentumsrechten für Saatgut.

Dass die Initiative des BMZ nicht direkt an diese „Neue Allianz“ anschließen will, ist daher zu begrüßen. Die vorgeschlagene „Erweiterte Agenda für Ernährungssicherung“ mit einem breiten Ansatz der ländlichen Entwicklung, nachhaltigeren Produktionsmethoden und der gezielten Unterstützung von mangelernährten Frauen und Kindern, wäre ein klarer Fortschritt. In den bisherigen Stellungnahmen des BMZ fehlen allerdings noch klare Bezüge zum Recht auf Nahrung und zu den Empfehlungen des UN-Komitees für Welternährungssicherung (CFS). An diesem sind neben Regierungen auch Kleinbäuerinnen und -bauern sowie zivilgesellschaftliche Gruppen beteiligt. Den wirkungsvollsten Beitrag zur Welternährung können die G7 leisten, wenn sie sich darauf konzentrieren, die Arbeit dieses internationalen Forums zum Thema effektiv zu unterstützen.
  

Tobias Reichert

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